zusammengestellt von: Dr. Gregor Dietze Überlingen am Bodensee
Tauchtauglichkeitsuntersuchungen sollen dem Sporttaucher nutzen und gesundheitliche Risiken minimieren. Die Auflistung von Gründen welche gegen das Tauchen sprechen erfüllen nicht den Anspruch
auf Vollständigkeit oder Instruktionen - sie sind Empfehlungen über vielfältige Erfahrungen von Tauchmedizinern und ersetzen keine individuelle Beratung.
Atemorgane
Absolute Kontraindikationen:
- akute Lungenerkrankungen generell
- akute Atemwegsinfektionen, obstruktive Veränderungen
- Lungenerkrankungen mit relevanter respiratorischer Insuffizienz
- Spontanpneumothorax in der Vorgeschichte, Pneumothorax mit bekannter Ursache danach 3 Monate
- bekannte Kavernen, Emphysemblasen, Zysten, Bronchiektasien
- starkes Asthma bronchiale mit Dauermedikation von Cortison oder Bronchodilatatoren
- Lungen- und Pleuraerkrankungen mit Restriktion (Fibrose, Pneumokoniosen)
- direkt nach operativer Intervention der Lunge
Relative Kontraindikationen:
- Chronisch obstruktive Lungenerkrankungen (COPD) mit leichter Lungenfunktionseinschränkung
- ausgeheilte Sarkoidose (radiologisch) mit normaler Lungenfunktion
- Pneumothorax durch Unfall / Barotrauma danach 3 Monate
- versorgte Lungenverletzungen oder Lungenoperationen, frühestens 3 Monate postoperativ
- Asthma bronchiale mit normaler Lungenfunktion, oder im anfallsfreien Intervall, oder nur leichtgradige Aktivität
- sehr starker Nikotinkonsum mit Verdacht auf morphologische Veränderungen
Herz- Kreislauf
Absolute Kontraindikationen:
- Koronare Herzkrankheit mit stabiler oder instabiler Angina pectoris
- bestehende Herzsymptomatik nach Dilatation, oder Bypassoperation, oder auffälligem EKG
- Nach großem Herzinfarkt, weiter bestehenden kardialen Symptomatik, oder weiterhin erhöhten kardio-vaskulärem Risiko
- Herzinsuffizienz oder deutlich eingeschränkte Ventrikelfunktion im Herzecho
- Herzrhythmusstörungen: Sick Sinus-Syndrom, komplexe ventrikuläre Störungen, Supraventrikuläre Störungen mit Bewusstseinsverlust, Überleitungsstörungen mit paroxysmalen Tachykardien, Blockbilder
ab Grad II , Linksschenkelblockbilder mit morphologischer Grunderkrankung
- alle Klappenerkrankungen mit hämodynamischer Relevanz
- nach Herzklappenersatz, eingeschränkter Leistungsfähigkeit, relevanten Herzrhythmusstörungen oder eingeschränkter Hämodynamik
- bekanntes Aortenaneurysma
- Vorhof- oder Kammerseptumdefekte mit hämodynamischer Relevanz
- Herzschrittmacher bei insgesamt eingeschränkter Leistungsfähigkeit und je nach Herzschrittmacher-Typ
- Myokarditis = Herzmuskelentzündung danach 6 Monate
- Lungenembolie danach 3 Monate
- Pulmonale Hypertonie, Cor pulmonale
- Arterielle Hypertonie dauerhaft > 160/100 mmHg
- Symptomatische periphere Durchblutungsstörungen
- Tiefe Beinvenenthrombose, bis zur vollen Mobilisation
- offenes Ulcus cruris
Relative Kontrainikationen:
- Herzinfarkt oder Herzoperation ab 12 Monate bei Beschwerdefreiheit, unauffälligem Belastungs-EKG und guter Leistungsfähigkeit und Ventrikelfunktion
- Klappenerkrankungen Grad I oder ab 12 Monate nach Klappenersatz mit regelrechter Hämodynamik und Klappenfunktion (Echo + LangzeitEKG)
- Vorhof- oder Kammerseptumdefekte ohne hämodynamisch wirksamen Shunt (Echo / TEE)
- Funktionell offenes Foramen ovale mit Taucheinschränkungen und -empfehlungen
- nach Gesamteinschätzung Herzrhythmusstörungen wie AV-Block II°b, Extrasystolen, ventrikuläre Arrythmien, Linksschenkelblock, normofrequentes Vorhofflimmern
- Herzschrittmacher abhängig von Typ und Grunderkrankung
- Herzmuskelentzündung nach 6 Monaten bei guter Ausheilung
- Lungenembolie nach 3 Monaten bei guter Lungenfunktion
- Beinvenenthrombose in Ausheilung bis zu 6 Monaten
- Eine Antikoagulation / Blutverdünnung stellt keine Kontraindikation fürs Tauchen dar.
Hals - Nasen - Ohren
Absolute Kontraindikationen:
- fehlender oder stark eingeschränkter Druckausgleich
- Trommelfellperforation oder liegendes Paukenröhrchen, Atelektasen
- akute und chronische Entzündung des Gehörgang, Mittelohr, Innenohr und Tube
- Atresie oder Nichtbeurteilbarkeit des Trommelfells bei Verschluss des Gehörganges
- persistierende Tubendysfunktion nach erfolgreicher Operation des Trommelfells
- ausgiebige Radikaloperationen Mittelohr und Mastoid
- akute und chronische Gleichgewichtsstörungen in Ruhe oder leichter Belastung
- Nasenscheidewandveränderung mit gestörter Tubenfunktion
- Unfähigkeit Halten und Abdichten des Mundstücks (z.B. Schlaganfall oder Kieferverletzung)
- Funktionell einschränkende und relevante Kehlkopferkrankungen
- akute Zahnerkrankungen
Relative Kontraindikationen:
- leichte Gehörgangsreizungen oder Veränderungen nach einer Operation
- gute Tubenfunktion nach erfolgreicher Behandlung einer Druckausgleichsstörung, Ausheilung Trommelfellperforation, relevante Narben, atrophische Veränderungen, Tubenkatarrh, nach
Mittelohrentzündung, Operation usw.
- nach Operationen der Nase, Kehlkopf oder Trommelfell bei guter Gesamtfunktion ab 3 Monate
- gehörverbessernde Operationen individuell
- chronische Gleichgewichtsstörung nur unter starker Belastung, normaler Provokationstest oder Beschwerdefreiheit nach Gleichgewichtsstörungen
- Taubheit, hochgradige Schwerhörigkeit, Tinnitus oder nach Hörsturz
- Kehlkopferkrankungen ohne Funktionseinschränkung mit Beschwerden
- chronische Zahnerkrankungen, insuffiziente Füllungen und Prothesen
Psyche - Persönlichkeit - Mentalität
Absolute Kontraindikationen:
- mehrmaliges Hyperventilationssyndrom mit eindeutiger Disposition zur Wiederholung
- Panik- und Angststörung gesichert und auch schon bei begründeten Verdacht oder labile psychische Situation
- akute Psychosen (schizophren oder manisch-depressiv) psychischen oder organischen Ursprungs
- akute aggressive Zustände
- akute Depression oder Medikation von Antidepressiva, Suizidversuche
- Anorexia nervosa und Bulämie
- physische oder psychische Abhängigkeiten (Drogen, Medikamente, Alkohol)
Relative Kontraindikationen:
- einmaliges Hyperventilationssyndrom mit bekanntem Auslöser
- nach psychotischer Störung jeder Art bei stabilen Verhältnissen und keiner Notwendigkeit einer Medikation
- überwundene Depression ohne Medikation oder Suizidgefährdung
- nach Anorexia nervosa bei Reintegration und normalen Essverhalten
- nach Abhängigkeiten ab 12 Monate je nach verbleibenen organischem oder psychischem Schaden
Innere Organe
Absolute Kontraindikationen:
- dekompensierende Stoffwechselerkrankungen (z.B. Phäochromozytom generell), alle relevanten entzündlichen Erkrankungen
- alle akuten Erkrankungen mit Gefahr eines Kollaps
- akute Durchfälle oder symptomatische Colitis
- florides Ulcus, oder nach mehrmaligen Gastrointestinalblutungen
- akute Anämien unklarer Genese, Thallasämie major generell
- Diabetes mellitus 1 und 2 mit schlechter Einstellung, Hypoglykämien in den letzten 2 Jahren
- bekannter Darmverschluß in Vorgeschichte, Operationen
- starke Blähungen oder andere Darmgase
- Leistenbrüche nicht reponierbar oder schmerzhaft
- akut symptomatisch Steinleiden, Uretersteine generell
- Prostataerkrankungen mit rezidivierender Harnretention
- deutliche Niereninsuffizienz, Hämodialyse
- Operationen ohne ausreichende Wundheilung
- nicht ausreichend behandelte Störungen einer verstärkten Gerinnung, Kryoglobinämie generell
Relative Kontraindikationen: